Warum gibt es einen Verein “Bürger für unser Münchner Stadtklinikum e.V. (BuMS)?

Besorgte Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Städtischen Klinikums gründeten Anfang 2015 den Verein „Bürger für unser Münchner Stadtklinikum e.V.“ Die Pläne der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) lagen auf dem Tisch und wurden im Dezember 2015 vom Stadtrat beschlossen:  700 Krankenhausbetten – das entspricht der Größe einer großen Klinik - sollen in den städtischen Krankenhäusern abgebaut werden. Vor allem im Klinikum Harlaching und Schwabing.
Es war allen Beteiligten klar, dieser Plan gefährdet die beiden Kliniken in ihrer Existenz und damit die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung im Süden und vor allem im Norden Münchens. Alte und multimorbide Kranke sind davon besonders betroffen.
Die Begründung der politisch Verantwortlichen für dieses Konzept waren und sind die steigenden Defizite der städtischen Kliniken, die mit diesem Konzept verringert werden sollten.

Was bedeutet das für die Münchner Bürger?

Das überregionale Notfallzentrum Schwabing soll in ein lokales Notfallzentrum umgewandelt werden. Wo bisher komplizierte chirurgische Eingriffe vorgenommen und schwerkranke Patienten behandelt werden konnten, soll künftig nur noch eine eingeschränkte Notfallversorgung Versorgung möglich sein. Statt 283 Betten in 9 Stationen für die chirurgische und internistische Notfallversorgung sollen ab 2019 nur noch 96 Betten in 3 Stationen zur Verfügung stehen. Auch die Räume der Notaufnahme werden weiter verkleinert, obwohl die Räume bereits heute zu klein sind. Alle anderen Abteilungen wie Hämatologie, Kardiologie, Hals-Nasen-Ohren sollten ins Klinikum Bogenhausen verlegt werden.
In Schwabing soll ein Eltern-Kind-Zentrum mit Kinderheilkunde, Kinderchirurgie, Kinderorthopädie und Geburtshilfe neu gebaut werden. Auch hier ist es fraglich, ob die Kapazität angesichts der zu erwartenden Bevölkerungszunahme ausreichen wird.
Im Klinikum Harlaching sollen die Betten in der Inneren Medizin von 220 auf 63 gekürzt werden, die Notfallversorgung in der Inneren Medizin ebenfalls drastisch reduziert werden.

Die Folgen seit Bekanntgabe dieser Pläne waren:

  • Infolge des Personalmangels sind seit 2015 ständig Stationen geschlossen (vor allem Intensivmedizin, Kinderabteilungen, Geburtshilfe)
  • Kompetentes Personal, Ärzte und Pflegekräfte haben massenweise die städtischen Kliniken verlassen
  • Die ursprünglich geplanten baulichen Sanierungen in Schwabing und Harlaching wurden abgesagt, dadurch wurde die räumliche Situation noch schlechter
  • Es gibt zunehmende Kritik an der Versorgung in Schwabing und Harlaching (siehe Bericht der Patientenfürsprecher 2014, Wallraff Report bei RTL im Januar 2016)
  • Patientinnen und Patienten aus umliegenden Alters- und Pflegeheimen können im Klinikum Schwabing nur eingeschränkt versorgt werden, weil geriatrische und Palliativ-Versorgung  nur noch Harlaching oder Neuperlach angeboten wird
  • Der Personalmangel und die hohe Auslastung der städtischen Kliniken führen immer wieder zu Aufnahmestopps. Im Frühjahr 2015 wurden die Kliniken zwangsbelegt, d.h. sie mussten trotz Aufnahmestopp Notfallpatienten/innen aufnehmen, nach offiziellen Angaben waren dies über 1300 Patientinnen und Patienten. Notfallpatienten mussten in Kliniken ausserhalb Münchens bis nach Nürnberg verlegt werden.
  • Auch in der Geburtshilfe kommt es häufig zu Versorgungsengpässen. Nach Angaben des Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU), konnten Frauen in München vor und nach Wehenbeginn nicht aufgenommen werden. „Insgesamt wurden dem RGU 2014 ca 800 Verlegungen vor und während der Geburt gemeldet.“ (Beschlussvorlage Gesundheitsausschuss 7.7.2016)
  • Kinderstationen sind wegen Personalmangel häufig geschlossen, zuletzt musste ein 4 jähriges Mädchen 8 Stunden in der Aufnahme der Uni-Kinderklinik warten, weil keine Münchner Kinderklinik Platz hatte (siehe TZ, 29.7.2016)

Unser Verein nutzt seit seiner Gründung alle Möglichkeiten, um auf diese untragbare Situation hinzuweisen. Wir haben die Stadtspitze mehrfach per Schreiben darüber informiert siehe Neuigkeiten. Wir haben in vielen Bürgerversammlungen Anträge eingebracht, die immer große Unterstützung fanden, so in Schwabing West, Neuhausen, Schwabing Freimann, bei den Seniorenvertretungen und Seniorenbeiräten. Wir informieren die Presse mit unseren Pressemitteilungen, siehe Presse. Wir informieren Bürgerinnen und Bürger mit Infoständen und Informationsmaterial.
Unser Verein arbeitet eng mit der Initiative Harlaching und der Diabetes Selbsthilfegruppe München zusammen

Zeit zum Umdenken – ein schlechter Plan geht nicht auf

Bereits mehrfach musste das ursprüngliche BCG - Konzept korrigiert werden. Ein Kernstück des BCG Plans war die weitgehende Schließung des Klinikums Schwabing und die Verlegung von wichtigen Abteilungen ins  Klinikum Bogenhausen. Dieser Plan scheint jetzt ebenfalls zu scheitern.
Anfang Juli 2016 wurde der Stadtrat darüber informiert, dass sich der geplante Neubau und die Sanierung des Klinikums Bogenhausen erheblich verzögern. Folglich werden viele Abteilungen (u.a. Hämatologie, Kardiologie, HNO, Physikalische Medizin) aus dem Klinikum Schwabing nicht, wie noch im Dezember 2015 verkündet, 2019 nach Bogenhausen umziehen können. Auch die Infektionsabteilung kann nicht - wie geplant - ins Klinikum Bogenhausen verlegt werden, da dort die baulichen Anforderungen, z.B.. eigener Eingang, nicht erfüllt werden können. Eine aktuelle realistische Bauplanung der Geschäftsführung für das Klinikum Bogenhausen liegt derzeit nicht vor. Damit ist das ursprüngliche BCG- Konzept und die Pläne der Geschäftsführung des Städtischen Klinikums gescheitert.
Die Kosten für Neubau und Sanierung Bogenhausen, aber auch für die anderen geplanten Bauten in Harlaching und Neuperlach steigen, die Defizite des Städtischen Klinikums sind heute höher als je zuvor.
Die Verzögerungen bei Neubau und Sanierung im Klinikum Bogenhausen verlängern die bestehenden Engpässe weiter. Verbesserungen sind weder für Notfallpatienten, noch für alte Menschen, für Schwangere und Kinder in Sicht.
Die Kritikpunkte unseres Vereins am Sanierungskonzept des Städtischen Klinikums werden so voll und ganz bestätigt. Es ist an der Zeit, dieses fehlerhafte Konzept endlich so schnell als möglich zu korrigieren und die bestehenden Möglichkeiten des Schwabinger Krankenhauses auszuschöpfen statt unkalkulierbare Risiken einzugehen.

Wir, die „Bürger für unser Münchner Stadtklinikum e.V.“, haben Herrn Dr. Wolowicz und Herrn Dr. Fischer bereits 2015 ein Konzept für das Schwabinger Klinikum vorgelegt. Die Initiative Harlaching hat ein Konzept für die Integrierte Versorgung im Harlachinger Klinikum entwickelt.

  • Wir setzen uns dafür ein, dass die Daseinsvorsorge für Familien, Kinder, Seniorinnen und Senioren sowie Hochbetagte und Mehrfacherkrankte im Krankenhaus durch die Stadt München gewährleistet wird.

  • Da der Umsetzungsplan der Geschäftsführung für das Klinikum Schwabing nicht realisierbar ist, muss die Geschäftsführung ein neues Konzept vorlegen. Die betroffenen Abteilungen wie Kardiologie, Hämatologie mit Infektionsabteilung, Diabetologie, HNO und Physikalische Medizin müssen im Klinikum Schwabing bleiben und benötigen auch die entsprechenden Räume, Intensivstation, Funktionsabteilungen, Anästhesie, Labor und Blutdepot, sowie qualifiziertes Personal.

  • Wir fordern langfristig eine wirtschaftliche Absicherung der unterfinanzierten Bereiche Alters-, Kinder- und Notfallmedizin in den städtischen Kliniken. 

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